Reifenchronik

Vom Rad zum Reifen

Der Gummireifen wurde erfunden, verworfen und wiederentdeckt. Der vulkanisierte Gummireifen war, wie kaum ein anderes Bauteil am Auto, verantwortlich für Form, Funktion und Fahrkomfort der frühen Motor betriebenen Fahrzeuge. Der Übergang vom harten Rad zum Luftreifen ermöglichte erst den Schritt von der Motorkutsche zum modernen Automobil.

Der schottische Tüftler Robert William Thomson hat die luftgefüllten Reifen erfunden. Thomson fertigte aus aufgeblasenen Tierdärmen die ersten Pneus.
Am 10.12.1845 erhielt er das Patent auf Luftreifen. Da es zu dieser Zeit
noch an geeigneten Fahrzeugen für Luftreifen mangelte, konnte er
sein Patent nicht verwerten.

Der amerikanische Chemiker und Erfinder Charles Goodyear, entdeckte 1839 die Vulkanisierung des Kautschuk und erfand das Hartgummi. Auch er war seiner Zeit voraus und verdiente kaum etwas mit seiner Entdeckung. Der Amerikaner Frank Seiberling gründete 1898 eine Kautschukfabrik und benannte sie nach dem Erfinder, so verhalf er Goodyear posthum zu weltweiten Ruhm.

Der Schotte John Boyd Dunlop war von Gummi gerade zu besessen, er wiederholte 1888 die Entdeckung seines Landsmanns Thomson auf andere Weise und hatte deutlich mehr Erfolg damit.

Dunlop wickelte, der Legende nach, luftgefüllte Gummischläuche um die Metallräder am Dreirad seines Sohnes weil er sich über den Lärm ärgerte, den die Räder verursachten. Das erste Reifenwerk, der späteren Dunlop-Gruppe, gründete der Schotte nur ein Jahr später, nachdem der Radrennfahrer Willie Hulme, der bis dahin erfolglos war, mit den wurstartigen Reifen von Dunlop allen Favoriten auf der Rennstrecke davon gefahren war.

In Frankreich gingen die ersten Autoreifen in Serienproduktion. 1889 erkannte Edouard Michelin das Marktpotential für die komfortablen und schnell laufenden Luftreifen. Die allerdings auf den schlechten Straßen regelmäßig defekt waren. Da damals die Reparatur eines defekten Pneus noch mindestens neun Stunden dauerte, beschäftigte Michelin sich zunächst damit diese entscheidend zu verkürzen. Er meldete 1891 ein Patent für den demontierbaren Luftreifen an. Schon im Jahr 1894 fuhren die ersten Pariser Taxis auf Luftreifen. Die Zeit der bis dahin, oft unförmig großen Vollgummireifen, die über schlecht ausgebauten Straßen holperten und bei den Schlaglöchern sogar manches mal regelrechte Bocksprünge machten, ging langsam zu Ende. Ein Peugeot, ausgerüstet mit Michelin-Luftreifen, bewältigte 1895 das Langstreckenrennen Paris-Bordeaux innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits, obwohl alle 150 Kilometer die Reifen gewechselt werden mussten.

Der Siegeszug der Luftreifen setzte sich fort. Bei Continental in Hannover begann 1898 die Serienproduktion von profillosen Autoreifen und spätestens jetzt konnte kein namhafter Automobilbauer meht auf das Angebot von Luftreifen verzichten. Ein Mercedes (Daimler-Wagen) gewann 1901, auf Pneumatic`s das Rennen von Nizza. Dank der kompakten Luftreifen demonstrierte der elegant gezeichnete Mercedes, fast nebenbei, den optischen Unterschied zu unförmigen Stahlrad und Vollgummiwagen. Der Übergang zum modernen Auto war geschafft als Continental 1904 den, Weltweit, ersten Profilreifen einführte. 1905 kamen erstmals rutschhemmende Nietengleitschutzketten für den Wintereinsatz auf den Markt.

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